Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute geht es nicht um uns als Berufsverband, heute geht es um eine junge Kollegin, die sich getraut sich. Was? Sie hat es sich (zu)getraut, etwas zu wagen, ihre Frau zu stehen und mutig Entscheidungen getroffen. Ihr seid für euch alleine zuständig, lasst euch nicht fremdbestimmen und traut euch etwas zu. Lest ihre Geschichte:
„Mein Name ist Daniela Rittgarn, ich bin 34 Jahre alt, Refa und zeige dir, wie ich meinen Wert gefunden habe.
Ich wollte immer etwas verändern – abends in mein Bett gehen und das Gefühl haben, für Jemanden einen Unterschied gemacht zu haben. „Warum wirst du dann nur Refa?“ „Wieso studierst du nicht?“ – lieb gemeinte Fragen aus meinem Umfeld, die doch irgendwo tief in mir, Zweifel gesät haben.
Ich habe meine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten 2008 in Hamburg beendet. Direkt nach dem Abschluss bin ich in einer Kanzlei für Patent- und Markenrecht ins Berufsleben gestartet. 7 Jahre lang habe ich dort gearbeitet und war „raus aus der Materie“. Ich würde sagen, hier bin ich erwachsen geworden. Und auch, wenn ich in den 7 Jahren nichts mit Rechtsanwälten zu tun hatte und keinerlei Erfahrungen für mein jetziges Rechtsgebiet sammeln konnte, wäre ich heute nicht, wo und wer ich bin, hätte es diesen Arbeitgeber nicht gegeben.
Ich habe mit 21 Jahren dort angefangen, frisch aus der Ausbildung, eine blonde junge Frau (traurig, dass das extra erwähnt werden muss, aber das war das Thema) und habe immer wieder zu hören bekommen, „Werden Sie erstmal älter.“ „Sammeln Sie erstmal Erfahrungen.“, „In Ihrem Alter hatte ich auch noch keine Ahnung.“. Also was habe ich getan? Ich habe bewiesen, was ich kann, habe gern und gewissenhaft gearbeitet, Ideen eingebracht und über die Jahre nach und nach die Terminkoordination der Kanzlei, die Fristenkontrolle und die Einrichtung und Verwaltung der Kanzleisoftware übernommen. Als ich dann Mutter wurde, war ich diese Position los. „Sie denken ab jetzt eh die meiste Zeit an ihr Kind.“ War mein Willkommensgruß nach der Elternzeit und ich wurde an den Posteingang gesetzt, wo ich Briefe öffnen, aber nicht bearbeiten durfte. Ich habe mich schlecht gefühlt, schuldig und unterfordert.
Anfangs dachte ich, so ist es halt. Wenn man Kinder hat, bekommt man keine Verantwortung. Selbst Schuld…
Ich war nicht glücklich. Also bin ich gegangen.
Nichts zu verlieren – den sicheren (wenn auch ungeliebten) Job hatte ich ja – habe ich das erste Mal in meinem Leben Vorstellungsgespräche geführt, ohne den Druck zu spüren, die Stelle um jeden Preis haben zu müssen. Ich habe mich nicht verstellt, habe interessierte Gegenfragen gestellt und abgewogen, ob ich für diese oder jene Firma meinen sicheren Arbeitsplatz aufgeben würde. Ich wusste, was ich in einer Kanzlei tun wollte und was ganz sicher nicht. Ich war ich selbst, wollte niemandem gefallen und habe gezeigt, wer ich bin und was ich kann. Ich hatte keine Angst. Ich kannte meinen Wert. Und das hat gewirkt. 3 Stellen wurden mir angeboten.
Entschieden habe ich mich für die riskanteste – die Stelle, die mein Herz getroffen hat. Die Stelle, in der ich etwas verändern konnte.
So habe ich mich 2015 mit einem Rechtsanwalt zusammengetan, der eine Kanzlei für Kindschaftsrecht eröffnet hatte. Aus der Einmann- wurde eine Zweimannkanzlei. Wir haben auf Augenhöhe zusammengearbeitet und einen Arbeitsplatz erschaffen, der unseren Vorstellungen entspricht. Heute beschäftigen wir 4 Anwält*innen, 4 Studentinnen, 2 Referendarinnen und 3 Refas.
Heute leite ich die Kanzlei, führe Mitarbeitergespräche, treffe Entscheidungen und verändere mit meinem Team etwas Grundlegendes für unsere Mandanten.
Ich bin immer noch ich. Ich habe nicht studiert, ich habe Kinder und war 7 Jahre „raus“. Aber ich kenne meinen Wert. Ich weiß was ich kann und habe daran festgehalten. Und genau das kannst du auch.“
Wer mehr über Daniela erfahren oder auch Kontakt zu ihr aufnehmen möchte, kann dies über Ihren Instagram-Account tun: https://www.instagram.com/refa_mit_kind_und_recht und uns findet ihr unter www.reno-hamburg.de und www.instagram.com/reno_hamburg
Herzliche Grüße aus Hamburg
Rainer Schulz für die Reno Vereinigung Hamburg